Ist Sütterlin ein Synonym für Deutsche Schreibschrift? Nein, denn alles begann schon viel früher. Die deutsche Kurrentschrift entwickelte sich im frühen 16. Jahrhundert aus der Bastarda. Sie war im deutschen Sprachraum die übliche Verkehrsschrift. Insbesondere in Österreich etablierte sich Kurrent auch als Amts- und Protokollschrift. In der Schweiz war Kurrent bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts als Verkehrs-, Amts- und Protokollschrift gebräuchlich.
Ab 1911 wurde in Deutschland eine Abänderung der Kurrentschrift durch Ludwig Sütterlin (1865 -1917) eingeleitet. Er war wohl der bekannteste Entwickler einer Deutschen Schreibschrift weshalb wir im Volksmund oft alle Deutsche Schreibschriften als „Sütterlin“ bezeichnen. Es gibt jedoch auch andere Schriftentwickler, die Deutsche Schreibschriften weiterführten.
Sütterlins Buchstaben standen senkrecht, die Formen der Buchstaben wurde auf ein Mindestmaß vereinfacht und seine Schulausgangsschrift wurde mit der Redisfeder geschrieben. Von 1924 bis 1930 wurde sie in den meisten deutschen Schulen im Unterricht verwendet. Im Vergleich zur Schrift Robert Kochs sind die Buchstaben runder.
Für seinen Unterricht an der Kunstgewerbeschule Offenbach entwickelte Robert Koch (1876 -1934) im Jahr 1927 die Offenbacher Schrift unter Heranziehung alter Vorlagen. Seine Schrift – die Offenbacher – wird mit Grundstrichen in einem Winkel von 75 bis 80 Grad gezogen und mit einer Bandzugfeder geschrieben. Ein Schüler, Martin Hermersdorf (1894 -1981), entwickelte die Schrift Kochs mit dessen Einverständnis nochmals weiter. Einige der Buchstaben der Offenbacher Schrift wurden neugestaltet. Hermersdorf setzte sich nach dem Krieg für die Wiedereinführung der deutschen Schreibschrift im Unterricht ein, denn im Jahre 1941 wurde die Deutsche Schreibschrift aus dem Unterricht verbannt, nachdem vorab schon die Druckschriften Gothisch, Schwabacher und Fraktur verboten wurden. Vielleicht haben Dir Deine Großeltern erzählt, dass sie die Deutsche Schreibschrift noch in der Schule gelernt haben. Heute ist sie leider schon fast in Vergessenheit geraten.
Wenn Du Interesse hast, die Deutsche Schreibschrift zu lernen, schau doch mal hier. Ich finde, sie sieht nicht nur gut aus, sie schreibt sich auch wunderbar flüssig, wenn man die Buchstaben mal beherrscht.
Kreative Grüße
Dörthe
Das ist ja interessant! Vor allem dachte ich tatsächlich, das diese Schriftart grundsätzlich Sütterlin heißt und wusste nicht, das es nur eine von mehreren Varianten ist.
Wieder was gelernt 😉
Liebe Grüße
Käthe
Ja, siehst Du, liebe Käthe, es lohnt sich doch, sich mit dem Thema zu beschäftigten 🙂 Es wird doch noch DEIN Thema für 2020….
Danke für Deinen Kommentar, der erste auf dieser Seite – ich freue mich!
Vielen Dank für die ganzen Infos! Das sind echt interessante Themen in deinem Blog! 🙂
Danke dir für das schöne Feddback!
Es ist wirklich schade, dass solch ein Gut, dass die Entwicklung Deutschlands zu einer Einheit ab Martin Luther, in Vergessenheit gerät. Ich kenne diese Schrift noch durch meine Mutter und Briefe aus dieser Zeit, so dass ich oft noch Eintragungen in offiziellen Unterlagen (manchmal) lesen kann. Die Qualität des Schriftbildes ist eben auch nicht immer gleich gewesen in den Büros und Schreibstuben der Behörden. Noch schwerer finde ich, lateinisch in dieser Schrift zu erfassen, da das für mich keine gelernte Sprache ist.
Gibt es ein Schreibprogramm, bei dem diese Schrift gescannt werden kann, dass man da eine bessere Chance hat? Ist für mich interessant in der Genealogie. Bin bis ca. 1400 zurück in der Familienforschung mit mehr als 11.000 gefundenen Verwandten.
PS: auch ich dachte, dass das Sütterlin die einzige Schriftform war. Also mal wieder was gelernt.
Herzl. Dank dafür.
Hallo Klaus-Peter,
sorry für die späte Antwort auf deinen Kommentar, er ist mir leider erst entgangen.
Ein Scan-Programm kenne ich leider nicht, aber vielleicht findest du beim Bund für Deutsche Schrift und Sprache darauf eine Antwort. Das ist ein Verein, der sich für den Erhalt der alten Schriften einsetzt. Gib es einfach mal in die Suchmaschine ein, da wirst du sicher fündig.
Du könntest mal hier (https://readcoop.eu/transkribus/) schauen ob das was wäre.
Ich habe es eigentlich ziemlich erfolgreich an meines Vaters Logbuch benutzt.